Ihr lieben Menschen,

wie ihr wisst, geht es dem Krämerladen schon lange nicht supergut. Immer mal wieder habe ich ein wenig erklärt, wie es aussieht (und ja, vielleicht auch 1-2x zu oft) und dann gab es immer einen kurzen Schwung nach oben. Aber das reicht leider nicht. Im Moment ist die Situation hier im Laden (aufgrund gestiegener Kosten) so angespannt, dass schon ein Monat wie der April mit seinen Feiertagen reicht, um es ins Wanken zu bringen. Dazu kommt, dass ich in den letzten 1-2 Jahren einige Male finanzielle Lücken auffangen musste und diese Rückstände (oder sagen wir wie es ist – Schulden) noch immer vor mir herschiebe…

ABER:
Warum macht der den Laden nicht dicht, wenn es nicht läuft?

Gute Frage!
Weil wir eben kein typisches Wirtschaftsunternehmen sind, das rein nach Gewinnmaximierung strebt. Meine Philosophie ist eine andere – das wisst ihr. Für mich stehen die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit Ökonomie, Ökologie & Soziales auf einer Ebene und sollte auch nebeneinander funktionieren. Von Anfang an mit dem Wissen, dass damit nicht das große Geld verdient wird.
Aber (und auch wenn es belehrend klingt, soll es das nicht sein!):
Geld verdienen funktioniert im Lebensmittelhandel meistens nur, wenn man an der einen Stelle ein wenig die Menschen ausbeutet und an der anderen ein wenig Raubbau an der Natur betreibt. Das Ergebnis sind dann natürlich absolute Top-Preise, die sehr ansprechend sind und entsprechenden Erfolg verheißen. Den Gewinn fährt das Unternehmen ein (schaut euch mal die Zahlen von Nes… an), die Folgekosten (Klimawandel, soziale Ungleichheit, Verlust an Artenvielfalt, Vermüllung etc.) trägt die Gesellschaft.
Und genau das ist eben nicht mein Ansatz!
Leider ist es jedoch heute immer noch so, dass wenn man Produkte auf eine faire/nachhaltige Art beschafft – ohne Mensch und Natur auszubeuten – diese dann eben etwas mehr kosten. Im Grunde haben Lebensmittel dann einfach ihren realen Wert – der leider oft genug durch Billigbeschaffung nach unten gedrückt wird.

 

Meine Philosophie hat die ersten drei Jahre einigermaßen gut funktioniert, der Laden hat sich, trotz nachhaltigen Handelns, einigermaßen selbst getragen. Dann kam 2022! Externe Faktoren haben sich in vielen Bereichen auf das Einkaufsverhalten ausgewirkt. Und das allgemeine Stimmungsbild war leider zu präsent. Tatsächlich haben wir in 2022 nur wenig Preise erhöhen müssen und sind bei einigen Produkte absolut konkurrenzfähig. Doch am Ende ging die allgemeine Stimmung auch zu unseren Lasten – gepaart mit den nach wie vor bestehenden Vorurteilen Unverpacktläden gegenüber.

 

Der Laden kann sich finanziell derzeit nicht mehr allein auffangen, deshalb brauchen wir EUCH! Wir tun durch unsere Art zu Handeln etwas für die Gesellschaft – den Menschen & die Natur – auch wenn es vielleicht nicht messbar und/oder sichtbar ist. Wir möchten euch weiterhin einen Ort zum bewussten, entschleunigten Einkaufen bieten. Ein Ort zum Austausch, quatschen, um neue Ideen zu finden … Daher benötigen wir Unterstützung. In Kürze wird es auch ein Unterstützungsprogramm mit Gegenleistung, die Krämerei, geben – weitere Infos folgen.
Gemüsekiste für den 05.05.23 ist online
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Liebe Leute,

reden wir nicht lange um den heißen Brei ... der Krämerladen steht vor dem Ende. Und leider ist es gerade nicht mehr 5 vor 12, sondern schon danach. Die letzten 1-2 Wochen bin ich damit beschäftigt, Lösungen zu suchen, Wege zu finden. Aber es hilft nichts, das Konto ist leer (und auch mehr als das). Und wenn wir jetzt keine Lösung finden, dann gehen die Lichter aus.

Hätte ich das schon früher erkennen können?

Definitiv. Das es nicht mehr gut läuft ist ja schon lange klar. Und vermutlich hätte ich schon längst die Reißleine ziehen sollen. Warum ich es nicht getan habe? Weil ich nach wie vor an das Konzept glaube. Nicht zwangsläufig unverpackt, aber BIO, nachhaltig, regional, fair, müllvermeidend. Meine ganz persönliche Überzeugung ist (und diese teilen auch viele andere), dass wir nur mit neuen Konzepten und bewussterem Konsum eine lebenswerte Welt erhalten können. Und ja, das klingt immer sehr pathetisch, aber mittlerweile ist glaube ich einigermaßen erkennbar, dass die Welt vor dem Kollaps steht. Und es ist an uns, das zu ändern. Oder wie Barack Obama einst sagte: "Wir sind nicht die letzte Generation, die den Klimawandel erleben wird, aber wir sind die letzte Generation, die etwas gegen den Klimawandel tun kann." (August 2015(!)).

Ein weiterer Grund, dass es den Krämerladen noch immer gibt, ist es eher pragmatischer Natur: Mein Mietvertrag läuft bis April 2024. Und auch, wenn der Laden schließt, muss ich diesen erfüllen. Bedeutet, dass ich monatlich knapp 2.000€ für einen Leerstand zahlen müsste. Da lasse ich doch lieber den Laden offen, damit die Kosten zumindest gedeckt werden ;-).

Ist es denn so viel schlechter geworden?

Schwer zu sagen - Umsatz und Kundenzahl sind im Großen und Ganzen nicht stark nach unten gegangen. Aber leider auch nicht nach oben. Gleichzeitig sind aber die Kosten gestiegen. Zu den Mietkosten von knapp 2.000€ kommen mittlerweile gute 600€ Strom pro Monat (trotz LED), mein Personal bekommt (nur) den Mindestlohn (12€/h), weil einfach nicht mehr drin ist. Lohnnebenkosten, Kreditrate, Versicherungen, Gebühren für die BIO-Kontrolle (ca. 1.000€/Jahr), sinkende Margen und und und ... Dazu kommt, dass die meisten Lieferanten ihre Konditionen verändert haben - einige nehmen nur noch Vorkasse, andere liefern erst ab 1.000 netto Einkaufswert. Dadurch wird sehr viel Kapital in Ware gebunden. Ich bin froh, dass ich meine Mitarbeiter und Miete immer pünktlich zahlen konnte, aber anderes bleibt auf der Strecke. Seit dem letzten Sommer schiebe ich private Schulden von knapp 10.000€ vor mir her, weil ich zuschießen musste und es nicht mehr ausgeglichen bekomme.

Ist das Konzept vielleicht doch nicht überlebensfähig?

Wie oben schon gesagt bin ich der festen Überzeugung, dass es ein Umdenken braucht. Einige haben vielleicht mitbekommen, dass bereits letzte Woche der "Earth Overshoot Day" in Deutschland erreicht war. Vereinfacht gesagt markiert der Earth Overshoot Day den Tag, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen, die die Erde innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellen kann, aufgebraucht hat. Konkret: In Deutschland leben wir massiv über unsere Verhältnisse. Vielleicht bin ich naiv (aber braucht es nicht manchmal genau das?), vielleicht bin ich zu optimistisch, vielleicht schaue ich auch lieber weg. Ich denke nicht, dass das reine Unverpackt-Konzept die Lösung ist. Aber: Wenn wir schon mal weg von den (fossilen) Einwegverpackungen kommen, ist viel erreicht. Wenn wir wieder regionaler einkaufen, ist viel erreicht. Wusstet ihr, dass ich mittlerweile Chia-Samen aus Bayern im Sortiment habe? Wenn wir wieder saisonaler einkaufen, ist viel erreicht. Wenn wir bewusster konsumieren, in den Mengen, die wir benötigen, ist viel erreicht. Wenn jeder einfach mal einen Freund, Nachbarn, Kollegen mitbringt, ist viel erreicht.

Anne Marie Bonneau, eine der Vorreiterinnen der ZeroWaste Bewegung sagt einst:
"We don’t need a handful of people doing zero waste perfectly. We need millions of people doing it imperfectly."

Ich habe daraus gemacht: Kleine Veränderungen machen den Unterschied. Denn es muss nicht jeder das große Ganze wollen und machen. Kleine Schritte führen auch zum Ziel!

Wie ist die Lage in anderen Städten und Läden?

Ihr habt es vielleicht mitbekommen. Unsere ganze Branche steht vor dem Aus. Aber nicht nur Unverpackt, sondern auch BIO. In den letzten 12 Monaten haben bundesweit ca. 60 Unverpacktläden dicht gemacht. Darunter alt eingesessene Läden, die bereits seit 7-8 Jahren existiert haben. In Städten wie Berlin, Münster, Dresden oder auch Köln. Wir alle kämpfen. Und während andernorts Branchen wie die Auto- oder Luftfahrtindustrie hofiert werden, werden wir kleinen Läden, die eine Veränderung unterstützen wollen, stets belächelt, aber bloß nicht unterstützt. Die kleinen Läden, die die Innenstädte am Leben halten, die überhaupt erst Vielfalt ermöglichen in all dem Einerlei, diese Läden kämpfen alle. Egal ob unverpackt, bio, Spielzeug, Buchhandlung und und und. Stellt euch eine Innenstadt ohne den inhabergeführten Einzelhandel vor.

Wie geht es weiter?

Lange Rede, kurzer Sinn. Ich brauche Hilfe. Und zwar finanzieller Natur. Und - da bin ich absolut ehrlich - ich werde es nicht zurückzahlen können. Daher habe ich eine Kampagne auf startnext.com gestartet, über die man spenden kann. Spenden für den Erhalt des Krämerladens. In Kürze werde ich noch eine Art Mitgliederprogramm starten - die Krämerei. Wie genau das aussieht, konzipiere ich gerade noch, aber es wird auf jeden Fall eine Unterstützung mit Gegenleistung sind.

DANKE.

Danke an alle, die den Krämerladen seit fast 4 Jahren unterstützen, die mir die Treue halten, die meinen Gesang und die schlechten Witze und Videos ertragen. Danke für all die Geduld, wenn mal etwas nicht vorrätig haben. Danke für all die netten Gespräche und Ideen. Und jetzt schon mal DANKE für eure weitere Unterstützung!